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Brief von Albert Einstein von 1940 jetzt in Ulm

Einstein Brief

© Stadtarchiv Ulm

„Ich schicke Dir morgen einen kleinen heimatlichen Gruss, etwas S[üßes] und Plätzle: wie einst in Ulm.“ Diese Worte richtete Elsa Einstein, die zweite Ehefrau des Nobelpreisträgers Albert Einstein, im März 1934 an ihren Vetter Erich Marx. Zu diesem Zeitpunkt lebten sowohl das Ehepaar Einstein als auch der Briefempfänger, der Sohn des gebürtigen Ulmers Dr. August Marx, nicht mehr in Ulm. Sie waren in die USA emigriert. Denn die Einsteins waren Juden und in Europa herrschte der Terror des Nationalsozialismus.

Die Stadt Ulm hat diesen Brief jetzt erworben, ebenso wie ein Schreiben aus der Feder von Albert Einstein selbst. Letzteres richtete Einstein an seinen Ulmer Vetter Leopold Hirsch. Es thematisiert die Hilfe, die Albert Einstein seinen nahen Verwandten in der Zeit des Nationalsozialismus zukommen ließ. Bemerkenswert ist seine Feststellung, dass seine Bürgschaften ("Affidavits of Support") für verfolgte Juden im Einflussgebiet des Deutschen Reiches immer häufiger abgelehnt wurden, da er zu viele ausgestellt hatte. Dies belegt, wie stark er sich für die Unterstützung und Rettung von Freunden, Kollegen und Verwandten eingesetzt hatte. Der in diesem Zusammenhang im Brief erwähnte Sohn von Leopold Hirsch, Fritz, konnte nicht mehr aus Deutschland fliehen und entging nur durch ein Wunder der Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Beide Briefe werden Teil des Museums über Albert Einstein und seine Ulmer Familie, das sich derzeit im Aufbau befindet. Das Museum wird voraussichtlich im Sommer 2024 im Erdgeschoss des sogenannten „Engländer“ am Weinhof öffnen. In diesem Gebäude lebten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Großeltern Albert Einsteins. Im Mittelpunkt der Ausstellung werden die Verbindungen zwischen dem Ehepaar Einstein zu ihrer Ulmer Familie stehen. Dieses Familiennetzwerk war zu allen Zeiten durch die gesellschaftspolitischen Entwicklungen geprägt und spiegelt diese wider. Die Familiengeschichte soll daher mit den wirtschafts-, politik- und kulturgeschichtlichen Dimensionen verwoben und in diese eingebunden werden. Gleichzeitig wird eine schwäbische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts nachgezeichnet. Die Umsetzung des Museums erfolgt durch freundliche Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung.