Stadt richtet Dauerausstellung zu Albert Einstein ein
Im Mittelpunkt der Ausstellung, die im Haus „Engländer“ am Ulmer Weinhof untergebracht werden soll, werden Albert Einstein und seine zweite Ehefrau Elsa, mit der er von 1919 bis zu ihrem Tod 1936 verheiratet war, stehen. Im Gegensatz zum bisher bestehenden Bild war die Verbindung zwischen dem berühmten Physiker und seiner Geburtsstadt auch nach dem Umzug der Familie nach München 1880 deutlich ausgeprägter als man bisher wusste. Eigentlich ist das nicht weiter verwunderlich, lebten doch fast alle nahen Verwandten des väterlichen Familienzweiges (zu dem auch Elsa Einstein, die eine Cousine von Albert war, gehörte) weiterhin in Ulm.
Die Geschichte der Ulmer Einsteins ist zugleich eine Geschichte des schwäbisch-jüdischen Bürgertums im 19. und 20. Jahrhunderts. Anhand zahlreicher Dokumente lassen sich die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der Zeit abbilden und nachempfinden, insofern steht die Familie Einstein auch exemplarisch für viele weitere jüdische Familien im deutschen Südwesten. Die Ausstellung wird nicht einfach die Lebensgeschichte Albert Einsteins nacherzählen, sondern ein Bild jüdischen Lebens bis zu seiner Vernichtung im Nationalsozialismus zeichnen. So wird es beispielsweise um Urbanisierung des Landjudentums im Zeichen der Industrialisierung, das Entstehen eines liberalen Stadtjudentums, Antisemitismus und Integration sowie Nationalsozialismus, Emigration und Shoah gehen.
Anhand neu erschlossener Quellen und Zeitzeugenberichte soll die Geschichte Albert Einsteins und seiner Familie in Ulm lebendig präsentiert werden. Das Themenspektrum behandelt einen bisher noch nicht gezeigten zentralen Bestandteil des Einsteinschen Lebens.
Das Haus "Engländer" war einst Wohn- und Arbeitsgebäude für Einsteins engste Verwandte. Anders als Einsteins Geburtshaus in der Bahnhofstraße, das im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde, ist dieses Gebäude erhalten und befindet sich heute in städtischem Besitz. Das Gebäude liegt in Sichtweite vom Schwörhaus und der Neuen Synagoge.
Das Haus wurde zwischen 1420 und 1427 errichtet und fungierte über viele Jahre als Gasthaus. Der Name "Engländer" rührt von der Gastwirtschaft "Zum König von England" her, die von 1749 bis 1851 in dem Haus betrieben wurde. Die Familie Einstein ist im Erdgeschoss und im ersten Stockwerk nachweisbar. Die Großmutter von Albert Einstein, Helene Einstein, betrieb im Erdgeschoß eine Bettfederhandlung.
Der Umbau der Räume im "Engländer" begann 2021. Die Eröffnung des Museums ist für Sommer 2024 vorgesehen. Die Stadt investiert in die Konzeption und Gestaltung der Ausstellung rund eine Million Euro. Die jährlichen Folgekosten sind mit 300.000 Euro kalkuliert.